Nachdem jetzt so langsam wieder die Normalität eingekehrt ist, hier noch mal ein paar Eindrücke von unserer Indien-Rundreise:

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Den Reiseverlauf sieht man auf dieser kleinen Karte:

Karte Indienrundreise

Ich werde nicht jeden Tag und jeden Tempel beschreiben den wir besichtigt haben, sondern mich auf einige Highlights und Eindrücke beschr änken. Detaillierte Infos zu den einzelnen besuchten Städten, Sehenswürdigkeiten und den Hotels kann man in diesem diesem PDF-File nachlesen.

Bei der Ankzunft in Delhi, nachts um 2 Uhr Ortszeit, waren wir erst einmal überrascht über den Trubel der dort um diese Zeit auf dem Flughafen herrschte. Jeder Inder scheint dort von der gesamten Großfamilie abgeholt zu werden, wenn er zurückkommt (und das obwohl man Eintritt bezahlen muss, wenn man ohne Flugsschein das Flughafengelände betreten will).

Unsere Reisegruppe sammelte sich dann erst mal so langsam am Ausgang (wir waren zwar alle im selben Flieger, kannten uns bislang aber nicht). Wir hatten Glück dass unsere Gruppe nur aus 12 Personen bestand, das war dann im Verlauf der Reise doch sehr angenehm. Das Alter war gemischt, aber wir waren nicht die Jüngsten, so wie wir das zuerst befürchtet hatten. Im Nachhinein betrachtet war es eine sehr nette Gruppe und wir hatten uns eigentlich immer gut verstanden (Ausnahmen gibt es natürlich immer, nach 3 Wochen hat die eine oder andere Eigenheit schon ein wengig genervt).

Am Flughafen haben wir dann auch unseren indischen Reiseleiter und die 2 Busfahrer (davon ist einer immer gefahren, der andere sass eigentlich immer nur dabei …) kennengelernt und unseren Bus bestiegen, der uns dann kanpp 3 Wochen lang die 2000 km durch Indien befördert hat. Meine erste Befürchtung hatte sich da schon mal nicht bestätigt: der Bus war zwar kein Luxusmodell aber er hatte vier Räder (mit Profil, keine Selbstverständlichkeit bei indischen Bussen, siehe hier und eine funktionierende Klimaanlage.

Das Besondere an indischen Klimaanlage ist, dass man sie nur ein- oder ausschalten kann, d.h. entweder man schwitzt sich zu Tode oder man erfriert. Da auch bei 12 Leute grundsätzlich die Hälfte der Mitreisenden anderer Meinung über die herrschenden Temperaturen ist, ist ein Pullover für die Fahrt unbedingt zu empfehlen).

Die 20 Minuten Fahrtzeit zum Hotel gaben uns dann schon mal einen schönen Einblick in die indischen Strassenverhältnisse. Nachts um 2 Uhr war auch auf den Strassen jede Menge los. Fussgänger, Radfahrer, Motorrikschas, Pferdekutschen, Kühe… alles fuhr und lief auf den Strassen durcheinander, Fahrspuren waren keine erkennbar, Licht hatten nur manche Fahrzeuge und die hatten dann auch grundsätzlich das Fernlicht eingeschaltet. Hinzu kommt der Linksverkehr, der ja für uns alleine schon gewöhnungsbedürftig ist. In dieser Nacht war ich der Meinung, der Verkehr könnte nicht mehr schlimmer werden…. ich sollte mich schwer täuschen 🙂

Die Luft in Delhi war auch nicht gerade wirklich gesund, eine dichte Smogglocke lag über der Stadt, aber das scheint hier wohl eher der Normalfall zu sein.

Wir sind dann trotzdem irgendwie am Hotel angekommen. Das jedenfalls war sehr ordentlich und konnte durchaus mit westlichen Standards mithalten, so dass ich erst mal aufgeatmet habe (ich war ja vor dieser Reise schon ziemlich skeptisch gewesen, ob das wirklich was für mich ist…).

Morgens bei der Stadtbesichtigung zeigte sich dann, dass das Gewusel auf den Strassen noch viel schlimmer geworden war als in der Nacht und ich habe mir geschworen in diesem Land niemals ein Fahrzeug selbst zu steuern. Ich glaube, man muss mit dem Verkehr aufgewachsen sein, damit man dort überleben kann. Verkehrsregeln konnte ich nicht so recht erkennen, jeder fährt wie es ihm gerade einfällt. Das Lieblingsinstrument der Inder ist wohl die Hupe, diese wird ohne Unterbrechnung eingesetzt. Vor und während eines Überholmanövers, sonst weicht der Vordermann von der Strassenmitte nicht nach links aus. Überholt wird auch bei Gegenverkehr, dann hilft die Lichthupe. Wer zuerst blinkt gibt dem anderen zu verstehen, dass er sicherlich nicht ausweichen wird (und das tut er dann auch nicht). Einige Male hatte
ich bereits mit dem Leben abgeschlossen, als uns frontal ein Auto auf der gleichen Spur entgegenkam und nur Zentimeter zum Zusammenstoss gefehlt hatten. Wir sassen daraufhin immer auf der linken Busseite, da ich überzeugt war irgendwann reisst uns einmal ein entgegenkommender Lastwagen die rechte Busseite auf … Trotzdem allem (und vermutlich auch aufgrund unseres Busfahrers, der eine besondere Lizenz haben muss um Touristen fahren zu führen) ging es immer glimpflich aus (man darf einfach nicht mehr nach vorne schauen beim fahren …) und wir haben auch nie irgendwo einen Unfall gesehen. Erstaunlich, bei dieser Fahrweise und Indien für seine hohe Zahl von Verkehrstoten berüchtigt ist, und nur wohl nur damit zu erklären,dass eine geringe Durchschnittsgeschwindigkeit herrscht und jeder scheinbar damit rechnet, dass der Andere genauso chaotisch fährt wie man selbst. Oder es liegt doch an den vielen Göttern, die jeden Tag auf einem aufpassen. Jeder Fahrer hat seinen Haus(Auto)-Altar vorne und wenn unser Busfahrer morgens schon die Räucherstäbchen angemacht hatte, wusste wir: Heute wird es wieder eine gefährliche Strecke. Naja, es hatte wohl geholfen 🙂

Der Unterschied zwischen Arm und Reich war in Delhi überall spürbar. Auf der einen Strassenseite wunderschöne, reich verzierte und ausgestattete Bauwerke, auf der anderen Strassenseite Menschen die mehr oder weniger auf der Strasse leben und schlafen. Viel größer noch war dieser Kontrast später in Bombay, das liegt vielleicht auch daran, dass Bombay schon mehr einen westlichen Einschlag hat und dort die Slums dann noch einen größeren Kontrast darstellen. Trotzdem fiel auf, dass die Leute trotz ihrer Armut irgendwie froh und zufrieden wirkten. Ich denke mal, dass das Kastensystem und die Religion hier eine große Rolle spielt. Es wird einfach hingenommen, dass man in eine bestimmte Kaste hineingeboren wurde und damit auch einen bestimmten Lebensstandard hat, den man kaum beeinflussen kann. Und im nächsten Leben kann man dann ja quasi “aufsteigen”. Trotzdem ist es erstaunlich, dass es in diesem Land mit 1 Mrd. Menschen, vielen verschiedenen Religionen und diesem Gegensatz zwischen Arm und Reich nicht zu größeren Ausschreitungen kommt.

In den folgenden Tagen sind war dann die ganze Zeit unterwegs gewesen, maximal waren wir nur 2 Nächte im gleichen Hotel, manchmal auch nur für eine Nacht. Aber trotzdem war es nie wirklich stressig. Das lag wohl daran, dass wir uns um gar nichts kümmern mussten. Bei unseren anderen Rundreisen gab es immer Sucherei nach dem richtigen Weg, nach den Hotels, nach etwas Essbarem etc. Hier brauchten wir nur rechtzeitig wieder an unserem Bus sein und so war das Ganze durchaus erholsam.

Es fällt schwer, etwas von den Sehenswürdigkeiten herauszuheben. Es war eigentlich alles interessant und es gab überall Neues zu entdecken und neue Eindrücke zu sammeln. Wenn man doch etwas herausheben wollte, dann ganz klar das Taj Mahal in Agra. Es war wirklich beeindruckend, noch viel mehr als auf den Bildern (seit dem 11.September sind übrigens die Sicherheitsvorkehrungen dort sehr stark, Metalldetektoren und Durchsuchung am Eingang etc.). Was mir auch noch in Erinnerung bleiben wird: Der Rattentempel bei Bikaner. Es hat zwar furchtbar gestunken dort und es war zwar auch ziemlich eklig, wenn einem die Tierchen über die Füsse gelaufen sind, aber vergessen wird man es nicht mehr 🙂 Besonders bei diesem Tempel hatten sich die speziell von uns mitgenommenen Tempelsocken bezahlt gemacht … mit nackten Füssen hätte ich dort nicht wirklich durchlaufen mögen.

Beeindruckt haben mich auch die Menschen in Indien, alle sehr offen, nett und freundlich (wenn man mal von den Händlern etc. in der Nähe der Sehenswürdigkeiten absieht, die können manchmal ganz schön nervig sein). Und sie sind alle ganz verrückt auf Fotografieren. Sobald jemand mit einem Foto auftaucht, wird sich in Pose gestellt. Als Gegenleistung wollen die meisten nur ihr Bild mal auf dem Display betrachten (Digitalfotografierer sind hier stark im Vorteil :-)). Mal sehen ob die Bilder an die Schüler einer Dorfschule wirklich ankommen, vielleicht schreiben sie mir ja mal zurück.

Über die Hotels, in denen wir übernachtet haben, kann man eigentlich nicht meckern, die ersten Hotels und die letzten Beiden waren normaler westlicher Business-Standard. Die Heritage-Hotels in den alten Palästen dazwischen waren etwas einfacher aber durchaus noch akzeptabel (und das heisst bei meinen Anforderungen schon etwas :-)) Dafür hat man abends in den Palasthotels sehr schön draußen beim Abendessen sitzen können. Bei Kerzenschein in den Innenhöfen war es eine sehr schöne Atmosphäre.

Das Essen war immer sehr gut. Es gab fast immer Buffet und die indischen Gerichte waren alle sehr lecker und nur ganz selten zu scharf (im Norden von Indien wird nicht ganz so scharf gegessen wie im Süden). Meistens habe ich allerdings die vegetarischen Gerichte bevorzugt. Aber Lamm und Hühnchen aus dem Tandoori-Ofen sind auch nicht zu verachten. Gewöhnungsbedürftig war am Anfang nur zum Frühstück schon indische Gerichte zu sich zu nehmen, aber mit der Zeit hat der Magen sich auch an die Schärfe morgens gewöhnt. Es gab zwar auch “normale” Kost, aber Marmeladenbrötchen wollte ich dann doch irgendwie nicht essen und bei Rührei war ich doch etwas vorsichtig.

Generell habe ich beim Essen ziemlich aufgepasst. Außer in den Restaurants mittags (die speziell wohl für Touristen gemacht sind) und in den Hotels abends habe ich nirgends sonst etwas gegessen (von Bananen und Mandarinen die unser Busfahrer zwischendurch besorgt hatte mal abgesehen). Und auch im Hotel habe ich nirgends Salate etc. zu mir genommen, obwohl das dort sicher ungefährlich war. Aber lieber zu vorsichtig als eine Rundreise bei der man alle Stunde ein stilles Örtchen aufsuchen muss (übrigens die Toiletten auf der Strecke sind durchaus eine Erfahrung, die man nicht wirklich machen muss). Zusätzlich haben wir jeden Abend unseren Rum zu uns genommen. Das Ganze hat dann dazu geführt, dass wir die Gesündesten auf der ganzen Reise waren.

Wie schnell es auch ganz anders kommen kann, haben wir dann einmal gesehen als wir außerplanmäßig an einem Nicht-Touri-“Restaurant” halt gemacht haben und alle (naja fast alle, wir nicht….) dort einen Tee getrunken haben. In dieser Nacht haben die wenigsten geschlafen …. und morgens auch nicht viel gegessen (übrigens auch unser Reiseleiter nicht…). Also Vorsicht ist auf jeden Fall angebracht, selbst wenn man einen unempfindlichen Magen hat und schon ein paar Tage im Land ist.

Was gibt es sonst noch zu erwähnen?

Neben Kühen und Affen gibt es in Rajastan auch Bären. Wir hatten das Glück eine Bärenmami mit 2 Jungen zu sehen, leider nur von weitem. Oliver, aus unserer Reisegruppe, und ich haben dann zwar versucht mit 2 Einheimischen der Bärenfamilie noch etwas näher zu kommen. Leider aber ohne Erfolg. Allerdings scheinen wir ziemlich nahe dran gewesen zu sein, denn obwohl unsere Führer die ganze Zeit weit vor uns
hergerannt sind, so dass wir bergauf kaum Schritt halten konnten, kamen sie urplötzlich auch genauso schnell wieder zurückgelaufen und eher wir begriffen was los ist waren sie auch schon über alle Berge. Wir haben es dann vorgezogen es ihnen nachzumachen, so eine Bärenmutter ist ja nicht gerade ungefährlich wenn sie Junge hat. Deswegen gibt es also auch kein Bild davon …. lediglich meine verkratzen Arme von den Dornenhecken haben noch ein paar Tage daran erinnert.

Unser Inlandsflug von Udaipur nach Bombay verlief ereignislos, ein wenig Bammel hatte ich da ja schon. Aber Jetairways, eine private Fluggesellschaft, die mittlerweile fast den ganzen innerindischen Flugverkehr abwickelt) hat nur ganz neue Maschinen und
macht einen guten Eindruck.

Von Bombay selber waren wir ein wenig enttäuscht. Es hing beide Tage eine Dunstglocke über der Stadt und so wirklich zu sehen gibt es da scheinbar auch nichts. Da wir dort keine Reiseleitung mehr hatten, haben wir uns einen Fahrer vom Hilton genommen, der uns dann einen halben Tag die wenigen sehenswerten Dinge in Bombay gezeigt hat. Das war dann allerdings auch völlig ausreichend. Lediglich das “Bombay Hilton” ist zu erwähnen, es war das beste Hotel, in dem ich bisher gewesen bin. Dort kann man es durchaus auch längere Zeit aushalten.

Zusammenfassend kann ich nur sagen: Ich habe mich im Vorfeld viel zu sehr verrückt gemacht, was auf dieser Reise alles passieren könnte. Es macht doch einen großen Unterschied ob man in ein solches Land auf eigene Faust mit Rucksack etc. fährt oder ob man eine organisierte Studientreise macht (An dieser Stelle mal ein großes Lob an Gebeco. Die Organisation war perfekt…) Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, dieses Land einmal kennezulernen und wir werden sicher noch lange daran denken.

P.S: Der Rückflug von Bombay nach Frankfurt war leider überbucht (wegen der Hannover Messe). Das Angebot der Lufthansa für Freiwillige die einen Tag später fliegen wollten war nicht abzuschlagen: Pro Person 1200 EUR Fluggutschein (oder wahlweise 600 EUR Barauszahlung) und einen Zusatztag in einem 5-Sterne-Hotel bei voller Verpflegung … da waren wir sofort dabei 🙂

Indien-Nachlese
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