Herr Spahn möchte ja die PCR-Tests massiv ausweiten. Die maximale Testkapazität in Deutschland beträgt derzeit 888.000 Tests pro Woche (1).

Die False Positive Rate (also die Wahrscheinlichkeit, dass ein Test positiv ist obwohl die Testperson nicht infiziert ist, beträgt einer Studie zufolge ca. 0,8% (2). Andere Studien sprechen auch von bis zu 1,5% (3) insbesondere, wenn tatsächlich wenig positive Fälle vorliegen, wie derzeit bei uns.

In Deutschland werden derzeit seit KW 12 im Schnitt ca. 370.000 Tests durchgeführt (4). Diese Tests werden nach wie vor zum großen Teil nur bei Personenmit begründetem Verdacht (also Personen mit Symptomen bzw. Personen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit einen längeren Kontakt mit einer positiv getesteten Person hatten), durchgeführt.

Obwohl man bei diesem Kreis der Getesteten eher eine höhere Positiv-Rate vermuten könnte als wenn man zufällig verteilte Tests machen würde, waren zum Schluss nur noch ca. 0,9% tatsächlich positiv.

Wenn man jetzt konservativ die 0,8% False Positive-Rate zu Grunde legt, könnte man daraus schliessen, daß nur 0,1% der Tests tatsächlich einen positiven Befund darstellten. Das sind bei 370.000 getesteten Personen pro Woche gerade mal noch 370. Wenn man eher die höhere False-Positive-Rate annimmt, könnte man sagen, dass eigentlich alle Tests falsch positiv waren und es gar keine positven Fälle mehr gab. Da das natürlich alles nur statistische Werte sind, liegt die Wahrheit vermutlichh irgendwo dazwischen.

Wenn wir jetzt aber davon ausgehen, dass wir die Anzahl der Tests ab jetzt fast um den Faktor 2,5 steigern und auch auf Personen ausweiten, bei denen keinerlei Grund besteht, dass diese infiziert sein könnten, würde ich erwarten, dass die Rate der tatsächlich positiven Fälle unter den getesteten noch weiter heruntergeht.

Die gefundenen False-Positv-Fälle ziehen dann aber einen Rattenschwanz an Konsequenzen nach sich, wie Unsicherheit bei den Betroffenen, Quarantäne, Fernbleiben von der Arbeit usw.

Zusätzlich müssen wir uns auch mal anschauen, was die Tests so kosten. Ein Test kostet um die 50 EUR. Das sind pro Woche derzeit 18,5 Millionen EUR. Wenn wir davon ausgehen, dass wir die Testkapazität ab sofort auf die maximale Tests von 888.000 pro Woche hochfahren, kommen wir auf Gesamt-Kosten von fast 1,6 Milliarden EUR in diesem Jahr für die PCR-Tests. Und das obwohl in den letzten Wochen extrem wenig wirklich positive Fälle mit diesen Tests gefunden werden konnten.

Meiner Meinung muss man sich da auch mal das Kosten-Nutzen-Verhältnis anschauen …

Update:

So wie es aussieht, ist die False Positive-Rate der Tests noch nicht mal das Problem. Viel problematischer erscheint mir, dass die Tests eine sehr hohe False-Negative-Rate aufweisen. Diese soll zwischen 20 und 66% betragen, je nachdem an welchem Tag der Infektion getestet wurde.

“The probability of a false negative COVID-19 test decreased from 100% on Day 1 of the infection to 67% on Day 4. This further decreased to 20% on Day 8, 3 days after a patient would first start to experience COVID-19 symptoms.

Day 8 appeared to be the optimal time for testing, as after this the probability of a false negative once again began to increase. A 21% probability on Day 9 increased to 66% if testing occurred on Day 21 of infection.”

Wenn das (4) so stimmt, sind die ganzen Tests doch generell ziemlich nutzlos, oder?

(1) https://www.n-tv.de/…/Spahn-Massentests-kommen-auf-Kassenko…
(2) https://www.medrxiv.org/…/10…/2020.04.26.20080911v2.full.pdf
(3) https://www.medrxiv.org/…/10…/2020.04.05.20053355v1.full.pdf
(4) https://www.rki.de/…/Co…/Infekt/EpidBull/epid_bull_node.html
(5) https://www.biotechniques.com/coronavirus-news/news_false-negatives-how-accurate-are-pcr-tests-for-covid-19/?fbclid=IwAR2osm2TXqbxzU2w7km6L86HCEX2qPWmWyg_adT1LWkM5po8qc3mDfMO1Pg

Ausweitung der Corona-Tests
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